Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wasserforums hören einem Vortrag zu.
© Ines Lober, Regierung von Oberfranken

13. Wasserforum Oberfranken: "Wasserzukunft Bayern"

Über 150 Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Wasserversorgern und Behörden kamen auf Einladung der Regierung von Oberfranken mittlerweile zum 13. Mal zum oberfränkischen Wasserforum im Rahmen der Aktion Grundwasserschutz zusammen, um sich zum Thema "Wasserzukunft Bayern – Herausforderung für die Trinkwasserversorgung" zu informieren, sich auszutauschen und gemeinsam über neue Aufgaben, Denkanstöße und Lösungsansätze zu diskutieren.

Wasserforum 2023 6"Wir haben unsere Landschaften in der Vergangenheit deutlich verändert, sie urbar gemacht", so Regierungsvizepräsident Thomas Engel in seiner Eröffnungsrede. Dadurch seien ausgeräumte Landschaften und große, praktisch zu bearbeitende Feldstücke entstanden, in denen das Wasser möglichst schnell aus der Fläche geleitet werden sollte. "Die Folgen wurden uns in den letzten Jahren direkt vor Augen geführt: ausgetrocknete Gewässer und Böden und drastische Trockenschäden in Wäldern. So sind wir aktuell an einem Punkt angelangt, an dem wir das Wasser wieder in der Fläche halten wollen. Gerade in den Einzugsgebieten der Wassergewinnung sind wir auf ausreichend hohe Grundwasserneubildungsraten und einen intakten Landschaftswasserhaushalt angewiesen, um auch in Zukunft nachhaltig genügend Trinkwasser für unsere Bürgerinnen und Bürger gewinnen zu können", so Regierungsvizepräsident Engel.

Wasserzukunft Bayern 2050

Roland Kriegsch, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Wasserforum 2023 8Um den zunehmenden und kommenden Herausforderungen in der Wasserversorgung Rechnung zu tragen gibt es das Programm "Wassersicherheit Bayern 2050". Roland Kriegsch vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erläuterte den Anwesenden die Inhalte des Programms: In der öffentlichen Wasserversorgung soll unter anderem die technische Infrastruktur überprüft und angepasst werden. Zudem sollen gemeinsam mit allen Akteuren und Betroffenen zielgerichtete Maßnahmen initiiert und anschließend evaluiert werden.

"Wir wollen die kleinräumige Wasserversorgung auch in Zukunft erhalten", so Kriegsch. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Vernetzung der Wasserversorger. Gemeinsam mit Dr. Folko Bührle, Bereichsleiter "Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz" an der Regierung von Oberfranken, rief er die Wasserversorger zur Vernetzung und gegenseitiger Unterstützung auf. Einerseits ist die Vernetzung hinsichtlich der Wasserversorgungssicherheit z.B. über Verbundleitungen dringend notwendig. Aber auch hinsichtlich des steigenden Verwaltungsaufwands durch das bald geforderte Risikomanagement in den Einzugsgebieten der Trinkwassergewinnungen sollten die Wasserversorger über Kooperationen auch im nichttechnischen/administrativen Bereich nachdenken.

Oberfrankens Grundwasser im Klimawandel

Dr. Benjamin Kopp, Bayerisches Landesamt für Umwelt

Wasserforum 2023 9Wie es aktuell um die Situation des Grundwassers in der Region und dessen Entwicklung im Zeichen des Klimawandels bestimmt ist, erläuterte Dr. Benjamin Kopp vom Bayerischen Landesamt für Umwelt. Rund 80 Prozent unseres Trinkwassers in Oberfranken werden aus Grundwasser gewonnen. Gegenüber dem Referenzzeitraum 1971–2000 nahm die Grundwasserneubildung aus Niederschlag in Oberfranken in den letzten 10 Jahren um durchschnittlich 19 Prozent ab, wobei große regionale Unterschiede innerhalb Oberfrankens bestehen. Im Trockenjahr 2018 betrug das Defizit der Grundwasserneubildung aus Niederschlag oberfrankenweit sogar 39 Prozent. Dementsprechend verringerten sich in den letzten Jahren die Grundwasserstände und Quellschüttungen in vielen Regionen Oberfrankens und Bayerns beständig, mit der Folge, dass in den letzten Jahren eine deutliche Häufung von Niedrigstwerten bei den Messstellen zu beobachten ist. "Seit 2018 hat sich diese Entwicklung noch einmal verschärft", erklärte Kopp. Die Abnahmen der Grundwasserstände und Quellschüttungen sind inzwischen auch statistisch nachweisbar.

Die neue Trinkwasserverordnung

Dr. Thomas Sommer, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

Wasserforum 2023 11Als Garant für die sehr gute Trinkwasserqualität in Deutschland gilt seit Jahren die "Deutsche Trinkwasserverordnung", die gerade überarbeitet und neu strukturiert wurde. "Der zentrale, neue Punkt ist der risikobasierte Ansatz für sicheres Trinkwasser", erklärte Dr. Sommer vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Dafür müssen Wasserversorger kontinuierlich Risiken für Ihre Wasserversorgung ermitteln, bewerten und Maßnahmen zur Risikobeherrschung ergreifen. Daneben sind  unter anderem herabgesetzte Grenzwerte für die Parameter Blei, Chrom und Arsen zu beachten. Neu wird ebenfalls die Untersuchung des Trinkwassers auf sogenannte PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen), auch "Ewigkeitschemikalien" genannt, sein. Außerdem werden detaillierte Informationen über das Trinkwasser, z.B. über die Wassergewinnung und -aufbereitung, Ergebnisse von Trinkwasseruntersuchungen und Effizienz bzw. Wasserverluste im Versorgungsnetz, zukünftig von den Wasserversorgern im Internet veröffentlicht.

Landschaftswasserhaushalt in Wasserschutzgebieten

Dr. Philipp Gerhardt, baumfeldwirtschaft.de

Wasserforum 2023 10Im abschließenden Vortrag erläuterte Dr. Philipp Gerhardt, Geschäftsführer der Firma Baumfeldwirtschaft - Deutsche Agroforst GmbH, dass die aktuelle Landschafts-/Agrarstruktur das Austrocknen der Böden fördere: Der Wind wehe immer wärmer und ungebremst über die Landschaft, dadurch werde immer mehr Feuchtigkeit abtransportiert. Ein Lösungsansatz zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts, der zugleich auch die Grundwasserneubildung fördern kann, könnte in der Pflanzung von Gehölzen als produktive Agroforstsysteme liegen. Zusätzlich kann durch Strukturen im sogenannten "Keyline-Design" das (oberflächlich) abfließende Wasser wieder gezielt in die Fläche geleitet werden, wodurch es breitflächig versickert und für Pflanzen genutzt werden kann. "Lichte Gehölzlandschaften haben die höchsten Grundwasserneubildungs-/Sickerwasserraten" und der "Gesamtflächenertrag in Agrarlandschaften kann durch Agroforstsysteme gesteigert werden, weil durch diese der Verdunstungsstress der angrenzenden Kulturpflanzen verringert wird", so Gerhardt.

"Uns allen hier sind die großen und vielfältigen Herausforderungen für die Trinkwasserversorgung und die Dringlichkeit, deutliche Schritte in die richtige Richtung gehen zu müssen, mehr als bewusst", resümierte Regierungsvizepräsident Engel in seiner Rede. "Gemeinsam müssen und wollen wir diese Aufgaben annehmen, aus der Vergangenheit lernen und zukunftsfähige Lösungen für unsere Wasserversorgung hier in Oberfranken finden und umsetzen."

nach oben

Bildergalerie