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07.12.2020

NATURA 2000: Managementplan zum NATURA 2000-Gebiet "Mittleres Aurachtal von Priesendorf bis Walsdorf" fertig gestellt

Der Managementplan für das europäische NATURA 2000-Gebiet "Mittleres Aurachtal von Priesendorf bis Walsdorf" liegt nun vor: Ende November 2020 wurde der Managementplan für das rund 119 Hektar große Gebiet dem Landkreis Bamberg und den Gemeinden Priesendorf, Lisberg und Walsdorf aufgrund der aktuellen Corona-Lage auf postalischem Weg übersandt. Auch die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Bamberg sowie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg erhielten jeweils einen Plan.

An den genannten Stellen besteht für Interessierte ab sofort die Möglichkeit zur Einsichtnahme.

Der Managementplan leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung von NATURA 2000. Im Plan sind die Maßnahmen dargestellt, die notwendig sind, um das Gebiet als europäisches Naturerbe in seinem guten Zustand zu erhalten. Hierzu gehören unter anderem die extensive Mahd der blütenreichen mageren Flachland-Mähwiesen und der Erhalt nährstoffreichen der Stillgewässer sowie der Aurach, die das Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebiet maßgeblich prägen. Die im Managementplan formulierten Maßnahmen fördern auch seltene und geschützte Tierarten wie z.B. den Dunklen und den Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, zwei Schmetterlingsarten, die zum Überleben den Großen Wiesenknopf und spezielle Wirtsameisen benötigen, sowie die Grüne Keiljungfer, eine schöne Großlibelle, die in ihrem Lebensraum eng an naturnahe und besonnte Fließgewässer gebunden ist. Die genannten Tierarten sind nach dem Anhang II der FFH-Richtlinie geschützt.

Das NATURA 2000-Gebiet umfasst naturschutzfachlich wertvolle Lebensraumkomplexe im regionalen Fließgewässer-Verbund und bietet nicht nur den oben genannten Anhang II-Arten eine Heimstätte, sondern ist auch Habitat für zahlreiche Anhang I-Arten der Vogelschutzrichtlinie, wie z.B. den Weißstorch, den Eisvogel, den Neuntöter, die Rohrweihe und das Blaukehlchen. Das FFH-Gebiet ist ein traditionelles Grünlandgebiet. Traditionelle Teichwirtschaft prägt in weiten Teilen das Gebiet. Heute ist das FFH-Gebiet vor allem für seine vom Landschaftspflegeverband Bamberg initiierte Ganzjahresbeweidung mit Heckrindern, Wasserbüffeln und Koniks, einer robusten Ponyrasse aus Osteuropa, die gerne in der Landschaftspflege eingesetzt wird, bekannt und zieht viele naturbegeisterte Besucher an. Die Beweidung trägt maßgeblich dazu bei, die naturnahe Bachaue mit ausgedehnten Schilfbeständen und Eschen-Erlen-Auwäldern zu erhalten und den Strukturreichtum für alle tierischen Bewohner zu erhöhen. Diese Lebensräume sind eine herausragende Besonderheit und für den Biotopverbund im Landkreis Bamberg überregional bedeutsam. Eine Hauptaufgabe besteht daher darin, diese vielfältigen Lebensräume zu erhalten.

Der Managementplan wurde von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Oberfranken in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Bamberg sowie dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg erarbeitet.

Wissenswertes zu NATURA 2000

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft haben sich verpflichtet, den drastischen Rückgang der Artenvielfalt zu bremsen und das europäische Naturerbe dauerhaft zu erhalten. Deshalb wurde NATURA 2000 als europaweites Biotopverbundsystem für selten gewordene Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten ins Leben gerufen, bestehend aus Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Gebieten und Vogelschutzgebieten. Insgesamt sind rund 7,2 Prozent der Fläche des Regierungsbezirks Oberfranken als NATURA 2000-Gebiete nach Brüssel gemeldet worden, verteilt auf 114 FFH-Gebiete und 10 Vogelschutzgebiete.

Hauptaufgabe von NATURA 2000 ist die Sicherung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands der Gebiete. Zentrales Instrument dafür ist ein Managementplan, den die Naturschutz- und die Forstverwaltung für jedes Gebiet gemeinsam erarbeiten. Bei der Erstellung der Managementpläne werden bei Runden Tischen alle Beteiligten vor Ort eingebunden. Der Managementplan ist Leitlinie staatlichen Handelns, er soll Klarheit und Planungssicherheit schaffen, er hat jedoch keine rechtliche Bindungswirkung für die ausgeübte Nutzung durch die Grundeigentümer.

Mit dem Plan für das Mittlere Aurachtal von Priesendorf bis Walsdorf liegen nun für 92 NATURA 2000-Gebiete in Oberfranken aktuelle Managementpläne vor.

Weitere Informationen unter: NATURA 2000

Tierische Landschaftspfleger im Aurachtal: Robuste Heckrinder werden in der Ganzjahresbeweidung eingesetzt.
© Dr. Carolin Lang-Groß, Regierung von Oberfranken
Tierische Landschaftspfleger im Aurachtal: Robuste Heckrinder werden in der Ganzjahresbeweidung eingesetzt.